Beckengürtel

Beckengürtel
Bẹ|cken|gür|tel 〈m. 5; Anat.〉 Stützgerüst der Wirbeltiere zur Befestigung der hinteren Gliedmaßen am Rumpf

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Beckengürtel,
 
Becken, Pẹlvis, bei Mensch und Wirbeltieren (ausgenommen Kieferlose) der Knochengürtel, der die hinteren Gliedmaßen mit dem Rumpfskelett (Wirbelsäule) verbindet und zu deren Verankerung dient.
 
Bei Fischen besteht der Beckengürtel beiderseits aus einer stabförmigen, häufig knorpeligen Spange, die in Bindegewebe und Muskulatur eingehüllt ist und je eine Gelenkpfanne für die Bauchflossen trägt. Eine Verbindung mit der Wirbelsäule besteht hier noch nicht; ventral sind beide Spangen zu einer Beckensymphyse zusammengewachsen. Bei Amphibien und höheren Wirbeltieren besteht der im Vergleich stark vergrößerte Beckengürtel aus drei paarigen Teilen: dem ventralen Schambein (Os pubis) und Sitzbein (Os ischii) sowie dem dorsal gelegenen Darmbein (Os ilii). Der Beckengürtel ist über das Darmbein mit der Wirbelsäule (den Kreuzwirbeln beziehungsweise dem Kreuzbein) verbunden. Außer bei den Vögeln (Ausnahmen sind hier Strauße und Nandus) sind die Scham- und Sitzbeine in der Bauchmitte verbunden (doppelte Beckensymphyse); eine Ausnahme bilden weiterhin viele Säugetiere, die nur eine Verbindung der Schambeine (Symphyse, Schambeinfuge) aufweisen. Scham-, Sitz- und Darmbein sind bei den Säugetieren (einschließlich Mensch) zum Hüftbein (Os coxae) verwachsen.
 
Beim Menschen schließt der Beckengürtel den Rumpf nach unten ab. Die Hüftbeine besitzen eine gelenkige, durch straffe Bänder stark eingeschränkt bewegliche Verbindung mit dem zur Wirbelsäule gehörigen Kreuzbein (Iliosakralgelenk). Die beiden Schambeine sind in der Symphyse nur gering gegeneinander beweglich. Lediglich während der Schwangerschaft tritt unter hormonalem Einfluss eine Lockerung der Bänder im Iliosakralgelenk sowie ein Umbau des Gewebes in der Symphyse ein, wodurch eine Weitung des Beckens und damit der Durchtritt des Kindes beim Geburtsvorgang ermöglicht wird. An das Kreuzbein schließt sich nach unten das mit ihm gelenkig verbundene Steißbein an. Nahe der Y-förmigen Verwachsungsnaht von Sitz-, Scham- und Darmbein liegt die Gelenkpfanne (Acetabulum) des Hüftgelenks, die den Oberschenkelkopf aufnimmt. Der Beckengürtel dient vielen Oberschenkel- und Rumpfmuskeln als Ansatzfläche. Man unterscheidet das von den Darmbeinschaufeln umgrenzte große Becken von dem darunter liegenden und durch eine Grenzlinie (Linea terminalis) deutlich getrennten kleinen Becken. Diese Grenzlinie entspricht der Beckeneingangsebene des Geburtskanals. Nach unten wird das Becken durch eine straffe Muskel- und Bindegewebsplatte, den Beckenboden, abgegrenzt, der gleichzeitig Boden der Bauchhöhle ist. In den Beckenboden sind Öffnungen und Schließmuskeln für Mastdarm, Scheide und Harnröhre eingelassen. Das Becken ist nach vorn geneigt, die Beckeneingangsebene bildet mit der Horizontalen einen Winkel von etwa 60º. Durchmesser und Winkelmaße des knöchernen Beckens (Beckenindices) sind bedeutsam für Anthropologie und Geburtshilfe (Beckenmaße). - Das weibliche Becken ist niedriger, breiter und weiter als das männliche und besitzt einen abgerundeten querovalen Beckeneingang, eine halbkugelige Beckenhöhle sowie eine größere Weite im Ausgang und am Schambogen. Das männliche Becken ist höher, schmaler und enger, mit steileren Darmbeinschaufeln, einer trichterförmigen Beckenhöhle und spitzem Schamwinkel.

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Bẹ|cken|gür|tel, der: Verbindung von Knochen bei den Wirbeltieren, der die Wirbelsäule mit den hinteren Gliedmaßen verbindet.

Universal-Lexikon. 2012.

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